Vergleich der IDC 10 F6 und der ICD 11 6D10 … was wird sich ändern?
Die Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen in der ICD-11 markiert eine wesentliche Weiterentwicklung gegenüber der bisherigen ICD-10. Diese Veränderungen zielen darauf ab, die Diagnose von Persönlichkeitsstörungen zu vereinfachen, ihre klinische Relevanz zu erhöhen und eine bessere Grundlage für Therapieentscheidungen zu schaffen.
In der ICD-10 werden Persönlichkeitsstörungen nach einem kategorialen Modell klassifiziert, bei dem spezifische Störungen wie Borderline-, narzisstische oder schizoide Persönlichkeitsstörung als getrennte Einheiten beschrieben werden. Jede dieser Störungen hat ein festes Set an Kriterien, die erfüllt sein müssen, um eine Diagnose zu stellen.
Im Gegensatz dazu verfolgt die ICD-11 einen dimensionalen Ansatz. Anstatt eine spezifische Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren, wird in der ICD-11 das allgemeine Vorhandensein einer Persönlichkeitsstörung festgestellt. Die Schwere der Störung wird dann auf einem Kontinuum von leicht über mittelgradig bis schwer eingestuft. Zusätzlich wird der Schwerpunkt auf die fünf wesentlichen Persönlichkeitsmerkmale gelegt, die zur genaueren Charakterisierung der Störung verwendet werden können:
- Negative Affektivität
- Distanziertheit
- Dissozialität
- Enthemmtheit
- Zwanghaftigkeit
Diese Merkmale bieten eine detailliertere Beschreibung der individuellen Persönlichkeitsstruktur und ihrer Dysfunktionen und ermöglichen 32!!! Indexstufen, z.B.:
Mittelgradige Persönlichkeitsstörung mit ausgeprägten Merkmalen von negativer Affektivität
Mittelgradige Persönlichkeitsstörung mit ausgeprägten dissozialen Merkmalen
Mittelgradige Persönlichkeitsstörung mit ausgeprägten Merkmalen von Enthemmung
Mittelgradige Persönlichkeitsstörung mit ausgeprägten anankastischen Merkmalen
Mittelgradige Persönlichkeitsstörung mit ausgeprägten Merkmalen von Distanziertheit
Mittelgradige Persönlichkeitsstörung mit ausgeprägten Merkmalen von negativer Affektivität und ausgeprägten dissozialen Merkmalen
Mittelgradige Persönlichkeitsstörung mit ausgeprägten Merkmalen von negativer Affektivität und ausgeprägten Merkmalen von Enthemmung
Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist die stärkere Berücksichtigung des funktionalen Beeinträchtigungsgrades im Rahmen der Diagnose. Die ICD-11 legt besonderen Wert auf die Auswirkungen der Persönlichkeitsstörung auf das tägliche Leben des Betroffenen, einschließlich der Fähigkeit, soziale und berufliche Rollen zu erfüllen.